Neugier
Das blonde Mädchen, das jetzt so etwas wie seine Schwester sein sollte, war vom Tisch aufgestanden und zog an seinem Arm.
„Komm, wir gehen in mein Zimmer!“
Jannik stand unsicher auf. Bevor er dieser Aufforderung nachkam, musste er sein schlechtes Gewissen beruhigen.
„Sollen wir nicht noch den Tisch abräumen? Abspülen oder so?“
Das Mädchen verdrehte die Augen.
„Ist schon in Ordnung, wir erledigen das“, erklärte ihr Vater. „Macht ihr mal, wozu ihr Lust habt.“
Erleichtert atmete das Mädchen auf und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Jannik folgte ihr.
Vivien, so der Name des Mädchens, war die Tochter des neuen Freundes seiner Mutter. Er war sich unsicher, ob er sie schon Stiefschwester nennen wollte. Die Beziehung ihrer Eltern war noch sehr frisch und ihnen allen war noch nicht ganz klar, wo das hinsteuern würde. Janniks Mutter hatte Viviens Vater auf einer Fortbildung kennen und lieben gelernt und sie hatten sich trotz einiger räumlicher Entfernung voneinander dafür entschieden, es miteinander zu versuchen. Seine Mutter lebte mit Jannik in Hamburg, Viviens Vater mit ihr in Köln. Nun hatten sie sich ein Wochenende ausgedacht, an dem sich ihr Nachwuchs kennen lernen sollte. Beide waren im selben Alter und gerade volljährig geworden.
Jannik und seine Mutter waren vor dem Essen zu ihrem Besuch in Köln angekommen. Er war gespannt gewesen auf seine erste Begegnung mit Vivien; ihr Vater hatte sich ihm schon mal bei ihnen in Hamburg vorgestellt. Zum Glück war das Essen vorbei, bei dem ihre Eltern auf die peinlichste Art und Weise versucht hatten, irgendwie ein Gespräch in Gang zu bringen. Der Gedanke, sich jetzt mal unter vier Augen mit dem blonden Mädchen zu beschäftigen, gefiel Jannik deutlich besser.
Ihre langen Haare fielen ihr über die Schultern, sie hatte hübsche braune Augen, ein süßes Näschen, dezente Lippen, eine wunderbar reine Haut und eine schlanke Figur. Obwohl ihre 18 Jahre ja längst kein Alter waren, konnte man sie tatsächlich noch für ein wenig jünger halten. Kurz gesagt: Wäre Jannik ihr auf der Straße oder im Club begegnet, hätte er es aufgrund seiner vermutlichen Chancenlosigkeit niemals gewagt, sie anzusprechen. Auf der einen Seite gefiel Jannik deshalb der Gedanke, Vivien in seine Familie aufzunehmen, auf der anderen Seite machte ihn ihre Attraktivität aber auch unglaublich nervös.
In ihrem jugendlich eingerichteten Zimmer setzte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl und bot ihm den Platz auf einer kleinen, lila Couch an: „Setz dich“.
Jannik nahm das Angebot an, als sie offensichtlich schon wieder einen anderen Gedanken gefasst hatte: „Warte mal, pennst du bei mir?“
„Ich… äh, weiß nicht“, stammelte er, „wie habt ihr euch das denn gedacht?“
„Papa hat sich gedacht, du schläfst im Wohnzimmer. Aber was sollst du da alleine… zusammen ist doch viel lustiger!“
„Wenn das für dich kein Problem ist…“
Anscheinend überlegte Vivien kurz etwas, bevor sie ihn verschmitzt anlächelte. „Nein, das ist kein Problem. Du bist doch jetzt mein Bruder!“
Jannik sah sich im Raum um. „Und wo soll ich hier schlafen?“
„Auf der Couch. Die kann man ausziehen. Deshalb habe ich gefragt. Steh mal wieder auf…“
Als er wieder stand, zog Vivien die Sitzfläche der Couch nach vorne und klappte die Rückenlehne um, sodass eine Liegefläche entstand. „Willst du mal probeliegen?“, fragte sie, als sie mit dem Aufbau fertig war.
Der Länge nach passte Jannik nicht auf die Schlafcouch, seine Füße hingen über den Rand.
„Oh“, lachte Vivien, „mir war nicht klar, dass die Couch auch ausgefahren noch so kurz ist… aber weißt du was? Ich kann ja da schlafen. Dann kriegst du mein Bett.“
„Danke für das Angebot, aber ich hab noch eine andere Idee“, erwiderte Jannik. „Pass auf!“
Er drehte sich ein Stück zur Seite und legte seinen Körper diagonal auf die Liegefläche, sodass er nun komplett auf der Schlafcouch lag.
„Siehst du, kein Problem!“
„Wenn das für dich bequem genug ist… aber mein Angebot steht…“
Er grinste. „Nein, nein, ich werde meine Schwester doch nicht aus ihrem Bett vertreiben.“
„Also gut. Wie wäre es, wenn wir dann alles schon mal fertig einrichten, dann müssen wir nachher nicht mehr so einen Aufstand machen. Hol du deine Sachen, ich hol dir Bettzeug.“
„Alles klar.“
Die beiden verließen das Zimmer. Jannik wollte die Gelegenheit nutzen, kurz auf Toilette zu gehen und lief in der Badezimmertür seiner Mutter in die Arme. Sie zog ihn zu sich ins Bad und schloss leise noch mal die Tür.
„Na, was macht ihr?“
„Bisher haben wir nur geklärt, wo ich schlafe…“
„Im Wohnzimmer, dachte ich?“
„Vivien hat eine Schlafcouch im Zimmer…“
Seine Mutter war irritiert. „Und das ist okay für sie?“
„Sie hat es vorgeschlagen. Ich hab extra noch mal nachgefragt.“
„Okay… na ja, soll mir recht sein. Kann ja nicht schaden, wenn ihr euch noch ein bisschen näher kennen lernt…“
Jetzt setzte seine Mutter diesen durchdringenden, neugierigen Blick gepaart mit einem fiesen Grinsen auf, den Jannik so hasste und fragte: „Wie findest du sie denn?“
Er seufzte genervt. „Sie ist echt nett. Aber so richtig viel unterhalten konnten wir uns ja nun noch nicht…“
„Und so äußerlich?“
„Mama, was soll das werden?!“
Sie schüttelte den Kopf. „Entschuldige, das geht mich ja auch gar nichts an.“
Jannik nickte. „Eben. Könntest du jetzt bitte gehen? Ich muss mal.“
„Natürlich. Viel Spaß noch.“
Als sie aus der Tür ging, zwinkerte sie ihm zu, woraufhin er mit einem Kopfschütteln sein Unverständnis zum Ausdruck brachte.
Kurze Zeit später kam er mit seiner kleinen Reisetasche, die er zunächst im Flur stehen lassen hatte, zurück in Viviens Zimmer. Sie hatte ihm inzwischen das Bett eingerichtet. Der Bettbezug war in verschiedenen Blautönen kariert, auf dem Kopfkissen lag ein verpackter Schokoriegel.
„Das ist ja wie im Hotel“, kommentierte er diese kleine Aufmerksamkeit.
„Ich will ja, dass du dich wohl fühlst“, erklärte Vivien, die wieder auf ihrem Schreibtischstuhl saß.
„Hast du nicht zurückgefunden oder warum hat das so lange gedauert?“, fragte sie mit leicht frechem, aber dennoch sympathischem Unterton.
Jannik stellte die Tasche neben sein Schlaflager und antwortete seufzend: „Ich war noch im Bad und bin da meiner Mutter begegnet. Die wollte unbedingt wissen, wie es so zwischen uns läuft.“
Vivien verdrehte verständnisvoll die Augen.
„Dass die uns aber auch gar keine Chance geben, uns erst mal zu beschnuppern… Ich meine, nix gegen dich, ich glaube, ich kann jetzt schon sagen, du bist echt ein netter Typ und ich kann mir vorstellen, dass wir gut klar kommen, aber wenn ich mir überlege, wie Papa und deine Mutter das erzwingen wollen, würde ich denen viel eher gönnen, dass wir uns die Augen auskratzen!“
Das konnte Jannik bestens nachvollziehen.
„Genau. Ich will gar nicht wissen, was die sich jetzt für uns ausmalen, nur weil wir in einem Zimmer schlafen…“
„Also hast du deiner Mutter davon erzählt?“
Jannik war sich nicht sicher, was hinter Viviens Frage steckte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass ihr Vater inzwischen wahrscheinlich auch schon vom Plan ihrer gemeinsamen Nacht erfahren hatte und dass er keine Ahnung hatte, wie dieser auf ihn als Übernachtungsgast im Zimmer seiner Tochter reagieren würde.
„Ja… war das blöd?“
„Quatsch, wieso?“
„Ich dachte, vielleicht wegen deinem Vater… und weil du gerade gefragt hast.“
„Papa weiß, dass er sich dran gewöhnen muss, dass ich 18 bin und mir in mein Zimmer einladen kann, wen ich will. Keine Angst, der macht schon keinen Ärger. Du hast ja auch nix Böses vor… oder?“, fragte sie verschmitzt.
„Nein, natürlich nicht.“
„Ach ja, und warum nicht? Findest du mich etwa nicht attraktiv?“
Jannik fühlte sich, als wäre er in eine Falle getappt. Was sollte er darauf antworten? Natürlich war die Wahrheit, dass er Vivien ziemlich heiß fand, aber wenn er das jetzt sagte, war ihr bisher eher unbeschwertes Verhältnis wahrscheinlich dahin. Er wollte sie aber auch nicht beleidigen. Und dann kam ihm die rettende Idee.
„Du bist doch jetzt meine Schwester. Da gibt es kein attraktiv, sexy oder hässlich. Ich sehe dich einfach mit ganz anderen Augen.“
Mit einem warmen Lachen erkannte sie die Kreativität von Janniks Antwort an. Die große Sympathie, die er schon jetzt für das blonde Mädchen empfand, wurde im nächsten Moment noch größer, als sie ihn bewundernd ansah und hinterher schob: „Du bist echt süß.“
Verlegen wich er ihrem Blick aus und für einen kurzen Moment entstand peinliches Schweigen.
Vivien rettete die Situation mit einem Vorschlag: „Ich hab eine Idee.“
„Und zwar?“, hakte Jannik nach.
„Wir sollen uns doch kennen lernen. Wenn ich mir den Abend bis jetzt so angucke, stehen wir aber beide nicht so auf Smalltalk. Deshalb würde ich vorschlagen, ich gucke mir jetzt einfach mal an, was du so in deiner Tasche hast.“
„Da sind doch fast nur Klamotten drin…“
„Aha! ‚Fast‘! Und was heißt hier ’nur‘ Klamotten? Die verraten mir eine ganze Menge über dich!“
„Ach ja, und was?“
„Wie cool du dich anziehst, zum Beispiel!“
Jannik packte sich an sein Sweatshirt.
„Siehst du das nicht?“
„Nur, dass du heute ganz okay angezogen bist. Und ich sehe auch nur das, was du zeigst. Komm schon, gib mir die Tasche. Oder hast du da drin irgendwelche geheimen Sachen? Die krieg ich eh raus. Ich bin doch jetzt deine Schwester.“
„Das wird langsam zum Totschlagargument.“
„Aber nicht nur von mir, Bruderherz…“
Viviens Euphorie war ansteckend und so entschied Jannik sich dafür, gar nicht erst darüber nachzudenken, ob in seiner Tasche irgendetwas war, was er ihr verheimlichen wollte. Er reichte sie ihr herüber. Bevor er sie jedoch tatsächlich aus der Hand gab, hielt er sie noch kurz fest.
„Moment noch. Wenn ich dir jetzt meine Tasche gebe, kriegst du was über mich raus. Aber wie läuft das umgekehrt? Wie lerne ich dich kennen?“
Sie griff nach der Tasche. Weil er sie immer noch festhielt, berührte ihre Hand dabei seine. Während er den Hautkontakt genoss, dachte sie kurz nach und fasste einen Entschluss:
„Du hast Recht, es muss fair bleiben. Ich erlaube dir, dich hier im Zimmer frei umzusehen.“
„Das nennst du fair? Das habe ich doch alles schon gesehen…“
„Lass mich ausreden. Ich meine nicht nur das, was du sehen kannst. Du darfst jeden Schrank und jede Schublade aufmachen. Und wenn du was findest, was dich interessiert, darfst du es dir ansehen. Keine Geheimnisse.“
Auf diesen Vorschlag ließ Jannik sich gerne ein. „Deal!“, war seine Antwort, bei der er seine Tasche aus der Hand gab.
Vivien öffnete den Reißverschluss des großen Mittelteils. Weil sie seine Klamotten nicht durchwühlen wollte, holte sie sie heraus und sortierte sie fein säuberlich auf dem Bett. Seinen Ersatzpullover, zwei T-Shirts und die Ersatzjeans legte sie ebenso direkt beiseite wie die zwei paar Socken, die Jannik eingepackt hatte. Offensichtlich weckten nur die übrigen Kleidungsstücke ihr Interesse.
„Ich dachte, du wolltest sehen, wie cool ich mich anziehe?“, fragte Jannik leicht verwundert.
„Na ja, das ist ja alles so ähnlich wie das, was du gerade anhast. Und ich hab auch gesagt, ich will das sehen, was du mir nicht zeigst. Das hier nämlich!“
Sie hielt die beiden Boxershorts hoch, die sie in der Tasche gefunden hatte. Die eine war in verschiedenen Blautönen kariert. Vivien hielt sie an den Bettbezug, den sie für Jannik herausgesucht hatte.
„Na, das passt ja!“
Die andere hatte ein buntes Muster, auf dem nichts Konkretes zu erkennen war. Sie sah auf das Schildchen in der Unterhose.
„Und jetzt sag ich dir, was ich über dich weiß: Da ich mal annehme, dass du gerade auch eine Boxer anhast und ich sehe, dass du ein T-Shirt und Socken anhast, sind das wohl die Klamotten, die du jeden Tag wechselst. Den Pulli und die Jeans hättest du nicht unbedingt mitbringen müssen, hast du aber für den Fall der Fälle als Ersatz eingepackt. Dass du deine Boxershorts in XL trägst, verrät mir, dass du entweder einen etwas größeren Penis hast oder das zumindest glaubst. Und außerdem… jetzt kommt der Joker…“ – mit diesen Worten holte sie das letzte Kleidungsstück aus der Tasche, einen mit Comicfiguren bedruckten Pyjama – „…trauerst du ein bisschen der Zeit hinterher, in der du ein unbeschwerter kleiner Junge warst.“
Jannik nickte anerkennend.
„Nicht schlecht.“
Der Pyjama machte ihm allerdings Gedanken. „Aber der Schlafanzug ist peinlich, oder?“
Vivien setzte wieder ein Grinsen auf, von dem er nicht wusste, wie er es interpretieren sollte.
„Ich hab dir zwar gesagt, du hast hier vollkommen freie Bahn, aber ich würde dir vorschlagen, du wirfst jetzt schon mal einen Blick in meinen Kleiderschrank. Linke Tür, unteres Fach.“
Neugierig ging Jannik zum Schrank und fand an der beschriebenen Stelle einen Stapel mit Pyjamas, die seinem sehr ähnlich waren.
„Du hast so was auch?“
„Ja, ich sammle die. Und peinlich finde ich das gar nicht, eher süß. Außerdem sind die nun mal total bequem.“
Janniks Herz machte einen Sprung.
„Hast du auch noch mehr davon?“, fragte sie.
„Ja, ich schlafe in nichts anderem.“
„Wie cool!“, entfuhr es Vivien in einem quietschenden Ton, für den sie sich anschließend lachend entschuldigte. Nun öffnete sie die beiden Außenfächer von Janniks Tasche. Links fand sie seine Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel, einen Waschlappen, Deo und ein Eau de Toilette. Ihr Interesse an seinen Badutensilien erlosch jedoch relativ schnell und so widmete sie sich der rechten Außentasche, in der sie zunächst ein Buch fand, von dem sie schnell den Klappentext durchlas. Auf Nachfrage erklärte Jannik, dass er auch gerade erst damit angefangen hatte und noch nicht sagen konnte, ob er es gut fand. Danach holte sie das einzige heraus, was in der Tasche noch übrig geblieben war, und er wünschte sich augenblicklich zu dem Moment zurück, in dem sie den Pyjama gefunden hatte. Denn was sie nun in der Hand hielt, war eine Reihe verpackter Kondome.
Vivien grinste.
„Ich dachte, du hast keine solchen Absichten?“
Jannik wusste, dass er hier nicht so leicht davonkommen würde wie bei der Frage, ob er Vivien attraktiv fand oder der Geschichte mit dem Pyjama. Weil die Wahrheit nach einer extrem billigen Ausrede klingen würde.
„Das glaubst du mir jetzt eh nicht, aber ich hatte keine Ahnung, dass die da drin sind.“
„Du hast Recht: Das glaube ich dir nicht.“
„Okay, aber guck dir doch mal die Menge an. Was glaubst du denn, was ich mir für dieses Wochenende vorgenommen habe?“
„Weiß ich doch nicht, wie viele heimliche Affären du hier in Köln hast…“
„Gar keine.“
„Egal. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Du übernimmst Verantwortung und bist auf alles vorbereitet, das ist nichts, wofür du dich schämen musst. Eher im Gegenteil.“
Er dachte kurz nach. Obwohl er tatsächlich nicht wusste, woher die Kondome kamen, entschied er sich jetzt, einfach mitzuspielen.
„Du hast Recht. Man weiß ja nie, was passiert, deshalb hab ich sie mitgenommen.“
„Eben“, erwiderte Vivien. Hatte sie ihm dabei tatsächlich gerade kurz zugezwinkert?
„Du bist dran!“, riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Such dir was aus in meinem Zimmer.“
Jannik ging ein weiteres Mal zum Kleiderschrank, wo er einer Sache auf den Grund gehen wollte. Schon als er Vivien an der Wohnungstür das erste Mal gegenüber gestanden hatte, war ihm aufgefallen, dass sie eine orange und eine lila Socke trug, die vermutlich nicht so als Paar verkauft worden waren. Er fragte sich, ob sie ihre Socken trotzdem in Paaren sortierte oder in ihrem Kleiderschrank genau so ein Durcheinander herrschte wie an ihren Füßen. An der rechten Seite hörte die Schranktür früher auf, sodass darunter Platz für drei Schubladen war. Ohne darüber nachzudenken, öffnete er zunächst die oberste und landete so bei Viviens verschiedenfarbigen Slips.
„Oh, Entschuldigung, das wollte ich gar nicht…“
„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich hab gesagt, du darfst überall ran. Außerdem hab ich auch in deiner Unterwäsche gewühlt, schon vergessen?“
„Okay, aber da wollte ich wirklich nicht ran. Ich schätze, das, was ich suche, ist eher in der unteren Schublade.“
Tatsächlich tauchten vor seinem Auge diverse einzelne Socken auf, als er diese öffnete.
„Du liebst das Chaos, oder? Gibt es hier überhaupt noch Paare, die zusammen gehören?“
Vivien lachte.
„Ich gebe zu, ich habe selbst den Überblick verloren. Aber es ist mir auch egal. Verschiedene Socken sind viel lustiger und außerdem ein Hingucker. Du bist der beste Beweis.“
„Wie meinst du das?“
„Du hast doch sofort auf meine Füße geguckt, als ihr heute bei uns vor der Tür gestanden habt.“
„Das hast du mitbekommen?“
„Klar. Du bist nicht der einzige, dem das passiert, wenn ich ihm die Tür aufmache.“
„Verstehe.“
Jannik sah sich suchend im Zimmer um.
„Über Klamotten haben wir uns jetzt genug unterhalten, glaube ich.“
An Viviens Schreibtisch erspähte er weitere Schubladen.
„Dann schauen wir uns doch mal in deinem Büro um.“
Wieder öffnete er zuerst die oberste Schublade und erspähte unter einigen Arbeitsblättern aus der Schule ein Buch mit einem Einband in knalligem Pink. Er holte es unter dem Papierstapel hervor. Als Vivien sah, wonach er da gegriffen hatte, sah er ihr Panik in die braunen Augen steigen und ihr Gesicht wurde knallrot. Sie hechtete zu ihm und versuchte, ihm das Buch aus der Hand zu reißen, doch er konnte es festhalten.
„Bitte such was anderes… nicht das!“, flehte sie ihn an.
„Warum? Was steht denn da drin?“, provozierte er sie grinsend.
„Das geht dich nichts an!“
Jannik versuchte, sie noch ein bisschen zu ärgern.
„Weißt du, warum mir das egal ist? Ich bin jetzt dein Bruder!“, erklärte er mit einem gemeinen Lächeln.
„Bitte, Jannik, das ist echt nicht lustig! Gib es mir!“
Er ließ immer noch nicht los, wollte sich aber versöhnlich zeigen. Gleichzeitig hatte Viviens heftige Gegenwehr seine Neugier erst recht angestachelt.
„Okay, Vivien, wenn es dir wirklich so wichtig ist, dann bleibt es dein Geheimnis.“
„Warum lässt du dann nicht los?!“
„Vorher will ich dich an was erinnern. Ich hab dich meine Tasche durchwühlen lassen, ohne darüber nachzudenken, was du darin finden könntest. Ohne, dass mir klar war, dass du da nicht nur meine Unterhosen, sondern auch einen Pyjama und Gummis finden würdest, von denen ich bestimmt nicht gewollt hätte, dass du sie findest, wenn ich darüber nachgedacht hätte. Die Abmachung war, dass du mich dein Zimmer durchwühlen lässt und ich in jeden Schrank und jede Schublade gucken und Dinge rausholen darf, die mich interessieren. Ich glaube, du hast darüber genau so wenig nachgedacht wie ich über meine Tasche. Und deshalb sind die Sachen, die in diesem Buch stehen, was auch immer das ist, deine ‚Kondome‘, falls du weißt, was ich meine. Ich will dich wirklich zu nichts zwingen und wenn du mir jetzt sagst, ich darf auf keinen Fall einen Blick in dieses Buch werfen, dann verspreche ich dir, das auch nicht zu machen. Ich bitte dich nur, zu überlegen, ob das wirklich fair ist und ob es am Ende vielleicht alles gar nicht so schlimm wird, wie du glaubst. Ich hab den Pyjama und die Kondome auch überlebt und es war alles halb so schlimm.“
Jannik hatte sein Plädoyer gar nicht so ernst gemeint, allerdings sah es tatsächlich so aus, als hätte er Vivien dadurch ans Nachdenken gebracht und so setzte er noch einen drauf.
„Ich verspreche dir auch, egal, was da drin steht, ich behalte es nicht nur für mich, ich mache mich auch nicht darüber lustig.“
An seiner freien linken Hand erhob er zwei Finger zum Peace-Zeichen.
„Geschwistergeheimnis und Geschwisterehrenwort!“
Sie musste lachen und ließ das pinke Buch tatsächlich los.
„Deal! Aber ich will nicht sehen müssen, wie du dir das durchliest. Ich hab eh noch ein paar Dinge im Bad zu erledigen, das mach ich währenddessen, okay?“ by: www.pivremay.com
„Tu dir keinen Zwang an.“
Vivien holte einen frischen BH, einen Slip und zwei einzelne, natürlich wieder verschiedene Socken aus ihrem Kleiderschrank und verließ das Zimmer. Jannik legte sich auf die Liegefläche der Schlafcouch und klappte das pinke Buch auf.
Es war keine große Überraschung, dass es sich um Viviens Tagebuch handelte, das sie offensichtlich von einer Freundin zum vierzehnten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Sie hatte nicht lange durchgehalten, jeden Tag etwas hineinzuschreiben und nach einer ersten Phase, in der sie darin regelmäßig ihre sämtlichen Pubertätsprobleme ausgebreitet hatte, vergrößerten sich die zeitlichen Abstände zwischen den Einträgen immer mehr. Auch der jungen Vivien selbst war das nicht entgangen und so traf die gerade 16-Jährige zwei Jahre nach dem ersten Eintrag im Tagebuch eine Entscheidung, sich die Arbeit zu vereinfachen. Jannik las den Eintrag an ihrem Geburtstag:
Liebes Tagebuch,
da ich mich nur noch so selten mit dir beschäftige, habe ich mir etwas überlegt. Du sollst von jetzt an kein Tagebuch mehr sein, sondern ein Jahresbuch. Ich will mich bemühen, dir jedes Jahr an meinem Geburtstag die wichtigsten Veränderungen in meinem Leben mitzuteilen. Mein letzter Eintrag in diesem Jahr ist ja noch nicht allzu lange her, deshalb bist du eigentlich schon auf dem neuesten Stand: Ich gehe immer noch zur Schule, habe immer noch keinen Freund und mit den Mädels gibt es natürlich hin und wieder mal Stress, aber zum Glück raufen wir uns immer relativ schnell wieder zusammen. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr einen lieben Freund finde, der genau so in mich verliebt ist wie ich in ihn (nicht so wie der doofe Lars letztes Jahr), denn dann wäre ich glaub ich so richtig glücklich. Und die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Deine Vivi.
Die I-Punkte ihres Namens hatte die 16-jährige Vivien durch Herzchen ersetzt. Gespannt auf ihren Eintrag im nächsten Jahr blätterte Jannik um.
Liebes Jahresbuch,
ich bin zwar zwei Tage zu spät dran, aber immerhin habe ich nach meinem 17. Geburtstag überhaupt noch daran gedacht, dir jetzt wieder einmal mitzuteilen, wie es in meinem Loser-Leben so läuft. Der Eintrag vom letzten Jahr hat mich gerade daran erinnert, dass das mit Lars jetzt echt schon über zwei Jahre her ist und eigentlich war das ja auch gar nichts, außer, dass der Idiot mir besoffen einen ekligen Zungenkuss gegeben hat und ich mir dann eingebildet habe, wir wären deshalb ein Paar. Mich schockt das deshalb so, weil das nach wie vor das Einzige ist, was in meinem Leben in Sachen Liebe und Beziehungen bisher passiert ist. Ich glaube, ich bin von den Mädels inzwischen die einzige, die noch nie mit einem Jungen geschlafen hat. Es ist aber auch einfach nie wieder einer aufgetaucht, bei dem ich Schmetterlinge im Bauch hatte. Das sind einfach alles Idioten. Wahrscheinlich muss ich einsam und alleine alt und grau werden. Dabei will ich doch nur jemanden, der sich mit mir ins Bett kuschelt und mich lieb hat. Na ja, ich sollte es wohl nicht so pessimistisch sehen und lieber darauf hoffen, dass sich im nächsten Jahr etwas ergibt. Auf ein Neues, Vivien.
Abgesehen davon, dass Jannik die Antwort auf die Frage, ob sich für Vivien im nächsten Jahr wirklich etwas ergeben hatte, durchaus spannend fand, wurde ihm bewusst, dass sie den nächsten Eintrag – sofern es ihn gab – erst vor kurzer Zeit geschrieben haben musste. Zum Zeitpunkt ihres achtzehnten Geburtstages waren ihre Eltern schon zusammen gewesen. Alles, was er bisher gelesen hatte, stammte von einer Vivien aus der Vergangenheit, aber was jetzt auf ihn zukam, war ein Einblick in ihre heutige Gedankenwelt. Und das erklärte auch, warum sie sich dagegen gewehrt hatte, dass er einen Blick in das Buch warf. Das stellte ihn vor die Frage, ob er nun wirklich weiter lesen durfte? Lange dachte er nicht darüber nach: Er blätterte um.
Liebes Jahresbuch,
heute bin ich 18 geworden. Und weißt du, warum ich dieses Jahr pünktlich daran denke, dir alle Neuigkeiten mitzuteilen? Weil ich immer noch keinen festen Freund habe, der mit mir zusammen meinen Geburtstag feiert. Und nach wie vor hat es auch nie einen gegeben. Wer ist Lars? An den kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Jungfrau bin ich auch immer noch. Volljährig und ungefickt. Die Vivien, die hier mit 14 rein geschrieben hat, hätte mich ausgelacht. Wahrscheinlich passt eine Beziehung einfach nicht zu mir. Anders als zu Papa. Er hat auf einer Fortbildung eine Frau kennen gelernt. Die haben drei Tage gebraucht, bis ihnen klar war, dass da irgendwas mit Liebe und Sex zwischen ihnen ist. Drei Tage. In der Zeit schaffe ich nicht mal, einen Jungen zu fragen, wo er wohnt. Den Sohn von Papas Neuer brauche ich nicht zu fragen, wo er wohnt, das weiß ich, ohne dass ich ihn kenne. Die kommen aus Hamburg. Er ist nur ein paar Tage älter als ich, ich bin voll gespannt drauf, ihn kennen zu lernen und hoffe, wir verstehen uns gut. Ich weiß, er ist dann so was wie mein Bruder, aber irgendwie fände ich es auch cool, wenn er ein Junge zum Verlieben wäre. Dann ist dieses Geplänkel am Anfang nicht ganz so kompliziert. Jannik, so heißt er, und seine Mutter kommen bald ein Wochenende zu Besuch. Wenn ich daran denke, bin ich jetzt schon total aufgeregt. Wünsch mir Glück. Deine Vivien.
Jannik hatte das Gefühl, dass sein Herz so laut klopfte, dass man es im ganzen Haus hören musste. Er hatte damit gerechnet, dass er etwas über Viviens Gedanken erfahren würde, was die Beziehung ihres Vaters zu seiner Mutter anging oder vielleicht auch darüber, dass sie einen neuen Stiefbruder bekam. Aber kalt erwischt hatte ihn nicht nur die Tatsache, dass Vivien noch Jungfrau war, sondern auch, dass sie sich – schon, ohne ihn zu kennen – gewünscht hatte, sich in ihn zu verlieben.
Andere hätten ihre Sehnsüchte vielleicht als zuckersüße Teenager-Fantasien abgetan, doch davon war Jannik weit entfernt. Mit einem offensichtlichen Grund: Mit Ausnahme ein paar kleiner Details beschrieb dieses Tages- oder Jahresbuch auch seine Geschichte. Einen weiblichen „Lars“ hatte es für ihn nie gegeben, aber auch er befand sich schon seit langer Zeit erfolglos auf der Suche nach einer Freundin, die sich mit ihm ins Bett kuschelte und die er lieb hatte, die mit ihm schlief und mit ihm Geburtstag feierte. Als er von seiner Mutter erfahren hatte, dass ihr neuer Freund eine Tochter in seinem Alter hatte, war für ihn der gleiche Traum entstanden wie für Vivien – im Bewusstsein, dass sie eigentlich so etwas wie eine Schwester für ihn werden sollte, hoffte er darauf, dass sie ein Mädchen war, in das er sich verlieben konnte. In seinem tiefsten Inneren war ihm schon klar gewesen, dass diese Hoffnung sich für ihn erfüllt hatte, als Vivien seiner Mutter und ihm heute die Tür geöffnet hatte. Doch jetzt, nachdem er das pinke Buch gelesen hatte, wurde es ihm erst so richtig bewusst.
Und ihm wurde klar, dass es nur noch eine Frage zu beantworten gab: Ging es Vivien genau so, entsprach er auch ihren Vorstellungen?
Er versuchte, Anhaltspunkte dafür zu finden und traute seinen Erinnerungen plötzlich nicht mehr:
Sie hatte ihn aufgefordert, nach dem Essen mit in ihr Zimmer zu kommen.
Sie hatte ihn überredet, bei ihr im Zimmer zu übernachten.
Sie hatte ihm ihr Bett angeboten.
Sie hatte ihm einen Schokoriegel aufs Kissen gelegt.
„Du bist echt ein netter Typ und ich kann mir vorstellen, dass wir gut klar kommen…“, hallte ihre Stimme in seinem Kopf wieder.
Sie hatte wissen wollen, ob er sie attraktiv fand.
„Du bist echt süß“, hörte er sie sagen.
In seiner Tasche war sie hauptsächlich an seiner Unterwäsche interessiert gewesen.
„Dass du deine Boxershorts in XL trägst, verrät mir, dass du entweder einen etwas größeren Penis hast oder das zumindest glaubst.“
Verdammt, sie hatte sich sogar für seinen Penis interessiert und er hatte das überhört!
Die Tatsache, dass sie beide Comic-Pyjamas liebten, die sie mit dem quietschenden „Wie cool“ kommentiert hatte…
Statt die Kondome verschämt wieder einzupacken, hatte sie sie grinsend thematisiert und ihn dann auch noch dafür gelobt, dass er sie dabei hatte. Vor seinem geistigen Auge wiederholte sich die Szene.
„Man weiß ja nie, was passiert, deshalb habe ich sie mitgenommen.“
„Eben.“
Also hatte sie ihm tatsächlich zugezwinkert!
Sie hatte ihm erlaubt, ihr ganzes Zimmer zu durchwühlen. Eine Entschuldigung dafür, dass er versehentlich die Schublade mit ihren Slips geöffnet hatte, wollte sie nicht.
Und auch, wenn sie sich anfangs dagegen gewehrt hatte, hatte sie letztendlich nachgegeben und ihm das pinke Buch überlassen. Es musste sie eine unglaubliche Überwindung gekostet haben und wahrscheinlich zitterte sie gerade voller Angst und gleichzeitiger schwacher Hoffnung im Bad.
Er wollte nicht, dass es ihr so ging. Sie sollte sich gut fühlen und glücklich sein. Vivien sollte wissen, dass er genau so empfand wie sie und dass sie eine Chance hatten! Jannik stand von der Liegefläche der Schlafcouch auf und machte sich auf den Weg zum Bad, doch als er die Zimmertür öffnete, fiel Vivien ihm mit einem um ihren Körper geschlungenen Handtuch entgegen. Anscheinend hatte sie zuvor mit dem Kopf an der Tür gelehnt. Jannik fing sie auf.
„Huch“, lachte er, „was machst du denn?“
Sie brauchte einen Moment, um sich von dem Schock zu erholen. Betreten erklärte sie dann:
„Ich hab mich nicht getraut, zu dir rein zu kommen.“
„Weil du nicht angezogen bist?“, fragte Jannik und schlug sich in Gedanken im nächsten Moment selbst die Hand vor den Kopf.
„Weil ich dein Buch gelesen habe“, gab er sich selbst die Antwort auf seine dumme Frage.
„Komm rein, es ist dein Zimmer“, forderte er sie auf und schloss die Tür. Dann nahm er ihre Hand und führte sie an den Rand der Schlafcouch, wo sie sich zusammen hinsetzten.
„Es ist mir so…“
Jannik wollte nicht wissen, ob der Satz mit „peinlich“ oder „unangenehm“ weiterging, er legte Vivien einen Finger auf den Mund und unterbrach sie.
„Lass mich jetzt reden.“
Er nahm das pinke Buch und sagte: „Ich hab so was zwar nicht zu Hause, aber ich glaube, mit deinen Worten kann ich auch was anfangen.“
Er schlug Viviens Eintrag von ihrem achtzehnten Geburtstag auf und variierte einige Stellen, während er las:
„Liebes Jahresbuch,
vor Kurzem bin ich 18 geworden. Und ich habe immer noch keine feste Freundin, die mit mir zusammen meinen Geburtstag feiert. Es hat auch noch nie eine gegeben. Also bin ich auch immer noch Jungfrau. Volljährig und ungefickt. Der 14-jährige Jannik würde mich auslachen. Ich hab lange befürchtet, es gibt keine, die zu mir passt. Aber vielleicht gibt es Hoffnung. Mama hat auf einer Fortbildung einen Mann kennen gelernt und der hat eine Tochter, der ich heute das erste Mal begegnet bin. Sie ist nur ein paar Tage jünger als ich, ich war voll gespannt drauf, sie kennen zu lernen und hatte gehofft, wir verstehen uns gut. Ich hab versucht, mir einzureden, sie ist dann nur so was wie meine Schwester, aber ich hab von Anfang an davon geträumt, dass sie ein Mädchen zum Verlieben ist. Jetzt bin ich gerade bei Vivien, so heißt sie, und ihrem Vater, übers Wochenende zu Besuch und sie ist tausendmal hübscher, niedlicher, süßer, liebenswerter und heißer, als ich sie mir vorgestellt habe.“
Jannik blickte von Viviens Eintrag hoch und sah ihr direkt in ihre vor Freude funkelnden braunen Augen. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein zartes Lächeln ab. Er brachte seinen Text zu Ende:
„Ich sitze gerade neben ihr, mein Herz klopft wie wild und ich bin total aufgeregt. Aber ich schätze, das ist großes Glück. Dein Jannik.“
Vivien rückte näher an ihn heran und hielt seine Hand. Ihre Lippen kamen sich langsam näher, bevor sie sie sanft aufeinander drückten und sie leicht öffneten. Vorsichtig tastete Jannik sich mit seiner Zunge in Viviens Mund und sie erwiderte den zärtlichen Kuss. Sie genossen den Moment, bevor sie wieder voneinander abließen. Ihre Gesichter blieben sich nah.
„War das besser als mit Lars?“, raunte Jannik ihr leise zu.
Sie musste lachen.
„Wer ist Lars?“
„Ach ja, an den kannst du dich ja schon gar nicht mehr erinnern.“
„An dich werd ich mich erinnern. Das nenne ich mal einen richtigen ersten Kuss.“
„Willst du noch einen?“
Vivien nickte.
„Und noch einen… und noch einen…“
Jannik legte seine Hände in ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie erneut sanft. Sie schlossen die Augen, bis Vivien sich von ihm löste und an seiner Hand zog, die sie immer noch hielt.
„Komm mit“, forderte sie ihn auf und machte sich mit ihm auf den Weg zu ihrem Bett. Dabei ließ sie das Handtuch, das sie um den Körper trug, zu Boden fallen. Darunter kamen der BH, der Slip und die Socken zum Vorschein, die sie mit ins Bad genommen hatte. Vor dem Bett blieb sie kurz stehen, um die Socken abzustreifen. Jannik nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf ihre Wahnsinnsfigur zu werfen.
Sie hatte eine schöne Handvoll Brüste, einen schmalen Bauch, schlanke Oberschenkel und einen süßen, kleinen Po. Er legte seine Arme um ihren Bauch und flüsterte ihr ins Ohr:
„Du bist echt sexy.“
Sie drehte sich zu ihm herum und küsste ihn, bevor sie ihn frech angrinste und musterte:
„Und was ist mit dir? In mein Bett kommst du allerhöchstens mit Unterwäsche!“
„Okay, ich hab verstanden.“
Während Vivien ihr Bett aufdeckte, um hineinkriechen zu können, entledigte Jannik sich seines Sweat- und T-Shirts, seiner Hose und seiner Socken. Mit ausgebreiteten Armen posierte er in Boxershorts vor dem Bett.
„Und, wie gefalle ich dir?“
„Heissss!“, zischte Vivien, „Komm zu mir, Tiger!“
Er legte sich zu ihr unter die Decke. Sie legte ihren Arm um seinen Hals und umklammerte seine Beine mit einem Schenkel, während sie sich liebevolle Zungenküsse gaben. Eine seiner Hände ließ er zärtlich über ihren Rücken wandern, während er mit der anderen ihren Oberschenkel streichelte. Ihre zweite Hand lag sanft auf seinem Bauch.
In einer Kusspause sagte er:
„Ich will dich was fragen. Als du meine Boxershorts aus der Tasche geholt und das Schildchen angeguckt hast, hast du das wirklich gemacht, um rauszufinden, wie groß mein Penis ist?“
„Ich denke schon…“
„Warum wolltest du das denn wissen?“
„Reine Neugier. Ich frag mich das bei vielen Jungs, wenn ich sie sehe.“
Jannik grinste.
„Willst du denn jetzt mal nachgucken?“
Vivien lachte leise. Wortlos kroch sie unter die Decke und zog seine Boxershorts herunter, um sein bestes Stück freizulegen. Jannik hatte längst einen gewaltigen Ständer.
„Und?“, grinste er, als sie wieder hervorkam.
„Ja, nicht schlecht“, gab sie gespielt gelangweilt zur Kenntnis.
Er drehte sich herum, zog die Boxershorts ganz aus und legte sich auf Vivien.
„Pfff, nicht schlecht, na warte!“
Jannik kitzelte sie am Bauch, bis sie kichernd um Gnade flehte, die er ihr schließlich gewährte und stattdessen leidenschaftlich mit ihr knutschte. Danach wanderten seine Lippen in den Ausschnitt ihres BHs, seine Hand bahnte sich den Weg in ihren Slip. Er liebkoste und streichelte sie, was sie spürbar genoss. Sie half ihm und öffnete den BH, um ihn dann auszuziehen und aus dem Bett zu werfen.
Jannik knabberte sanft an ihren steifen Brustwarzen, wanderte weiter mit seinen Lippen über ihren Körper und zog ihr den Slip aus. Nach der Dusche war ihre Haut wunderbar weich, duftete nach fruchtigem Duschgel und offensichtlich hatte sie sich auch gerade die Beine und die Muschi glatt rasiert. Er fand kein Härchen auf seiner Entdeckungsreise über ihren Körper, die er mit der Zunge in Viviens Schlitz enden ließ. Sie bebte vor Erregung und atmete schwer, legte ihm eine Hand auf den Hinterkopf und streichelte ihn zärtlich.
Schließlich bat sie ihn, wieder unter der Decke hervorzukommen. Er sah sie verliebt an und küsste sie sanft, bevor sie aufeinander lagen und den Hautkontakt genossen. Den herrlichen Duft, den sie gerade ausströmte, sollte Jannik nie wieder vergessen. Sein harter Schwanz schmiegte sich an die Innenseite ihres Oberschenkels.
„Denkst du, was ich denke?“, raunte sie ihm ins Ohr.
„Dass ich die Kondome nicht umsonst mitgenommen haben sollte?“
„Ja… und dass ich nicht möchte, dass wir beide morgen noch Jungfrau sind.“
Jannik antwortete mit einem wohlwollenden Lächeln. Er stieg kurz aus dem Bett, um die Kondome zu holen, riss eine der Verpackungen ab und öffnete sie.
„Gib es mir“, schlug Vivien vor und er kam der Bitte nach. Während er an der Bettkante stehen blieb, setzte sie sich auf und nahm das Kondom in eine, seinen Schwanz in die andere Hand, wichste ihn richtig hart und schob seine Vorhaut hinter die Eichel, bevor sie das Kondom über sein Prachtstück abrollte. Vorsichtig hielten sie es gemeinsam fest, als sie beide wieder unter die Decke krochen. Vivien lag auf dem Rücken, Jannik stützte sich zunächst mit der linken Hand ab, während er seinen Schwanz mit der rechten Hand zu Viviens Muschi führte. Dort übernahm sie ihn und führte ihn an die richtige Stelle.
„Bereit?“, fragte er sie.
„So bereit wie nie…“
Langsam ließ er seinen Ständer in ihre enge, feuchte Muschi gleiten und konnte schließlich damit aufhören, sich auf seinem Arm abzustützen. Er legte sich der Länge nach auf sie, verschränkte seine Hände hinter ihrem Kopf und gab ihr immer wieder zärtliche Küsse, während er sie vorsichtig stieß. Beide stöhnten immer wieder leise auf, wobei er manchmal Angst hatte, dass er ihr wehtat, doch als er sie danach fragte, war alles in Ordnung. Wenn er sie nicht küsste, legte er seinen Kopf neben ihren, sodass er ihren heißen Atem an seinem Ohr spüren konnte. Ihr Busen drückte sich an seine Brust, ihre Schenkel hatte sie leicht angewinkelt, sodass sie seine Taille berührten.
Vivien legte ihre Hände auf seinen Po, drückte ihn damit an sich und regulierte das Tempo. So wurden sie Schritt für Schritt immer schneller und fickten sich schließlich die Seele aus dem Leib. Sie trauten sich nicht, laut zu stöhnen, doch ihr Atem wurde immer schwerer und heftiger und schließlich flüsterte Vivien Jannik leise ins Ohr:
„Oh ja, ich komme gleich, ja, ja, jaaa…“
Jannik hatte sich schon über sein Durchhaltevermögen beim ersten Mal gewundert und vermutet, dass es daran lag, dass sie sich so viel Zeit gelassen und so langsam angefangen hatten, aber als er das hörte, gab es für ihn kein Halten mehr. Zwei Stöße schaffte er nach Viviens Ansage noch, bevor sein Schwanz wild zuckend sein Sperma in das Kondom schoss. Vivien, der mit Sicherheit nicht entgangen war, dass er gerade zum Höhepunkt kam, krallte ihre Hände in seinen Po und drückte ihn ganz fest an sich.
Der Schub, mit dem Jannik gekommen war, gab auch ihr den letzten Rest und ihr Körper zitterte vor Ekstase, als sie ihm ein langes „Oooooh jaaaaaaaaaaaaaa!“ ins Ohr raunte. by: www.pivgermay.com
Befriedigt und erschöpft blieben die beiden aufeinander liegen, bis Jannik seinen Schwanz aus Viviens Muschi holen musste, bevor er ganz erschlaffte. Er streifte das Kondom ab, knotete es zu und legte es beiseite. Dann kuschelte er sich wieder an Vivien.
„Das war der Wahnsinn“, stellte er fest.
„Tausendmal schöner, als ich es mir vorgestellt habe“, bestätigte sie und gab ihm einen liebevollen Kuss.
Danach warf sie einen Blick auf die ausgezogene Schlafcouch. „Und natürlich schläfst du heute Nacht in meinem Bett. Mit mir zusammen.“
„Aber im Pyjama, oder?“
„Wie denn sonst?“, antwortete sie und gab ihm einen weiteren Kuss auf die Wange.
Sie kuschelten noch eine Weile, danach entsorgte Vivien das Kondom endgültig und Jannik zog sich ins Bad zurück. Bevor er sich im frischen Schlafanzug zusammen mit ihr ins Bett legte, wollte auch er duschen gehen. Als er wieder zurück war, hatte nicht nur er den Pyjama bereits angezogen, auch Vivien hatte das in der Zwischenzeit erledigt und erwartete ihn unter ihrer Bettdecke.
Vorher räumte er jedoch noch schnell seine anderen Sachen wieder in seine Tasche. Deshalb lag er noch nicht wieder bei ihr im Bett, als es an der Zimmertür klopfte, sondern saß auf der Kante der Schlafcouch. Er war gerade fertig geworden.
„Herein?“, rief Vivien.
Es war Janniks Mutter, deren Gesicht verriet, dass sie angespannt war.
„Na? Schon bettfertig?“
Man merkte ihr an, dass sie versuchte, möglichst locker zu bleiben.
„Sieht man doch, oder?“, antwortete Jannik.
„Ja, stimmt.“
Nun herrschte Stille.
Fragend sah Jannik seine Mutter an.
„Ist sonst noch was?“
„Ja, also…“
Was auch immer sie sagen wollte, fiel ihr nicht leicht.
„Ich hab da heute morgen, bevor wir losgefahren sind, im letzten Moment was in deine Tasche gepackt, weil die noch nicht im Auto war und mir das erst so spät eingefallen ist… und jetzt müsste ich das wieder da rausholen. Ich wollte eigentlich direkt dran denken, als wir hier angekommen sind, aber nach der langen Fahrt hab ich das irgendwie vergessen…“
Jannik musste befürchten, dass er gerade eine schlimme Grimasse machte, weil er alles dafür tat, nicht laut loszulachen. Letztendlich löste er die Situation auf, indem er seiner Mutter die ganze Tasche gab.
„Hier, ich brauch die vor morgen eh nicht mehr. Stell sie einfach vor die Tür, wenn du deinen Kram rausgeholt hast.“
Sie schien über das Angebot so erleichtert zu sein, dass sie sich gar nicht darüber wunderte, dass Jannik überhaupt nicht wissen wollte, was sie in seiner Tasche verstaut hatte. Glücklich sagte sie gute Nacht und verließ das Zimmer, was Jannik und Vivien die Gelegenheit gab, nun wirklich laut loszulachen.
Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatten, fragte Vivien ein wenig verwundert:
„Du hattest also wirklich keine Ahnung, dass die Gummis in deiner Tasche waren?“
Jannik lachte.
„Nein. Ich hoffe, daraus lernst du, dass du mir vertrauen kannst und ich dich nicht anlüge.“
Er machte das Deckenlicht aus, legte sich zu ihr ins Bett und nahm sie in den Arm.
„Ich hab dich lieb, Süße.“
„Ich dich auch.“
Vivien führte ihren Arm über ihn hinweg, um ihre Nachttischlampe auszuschalten. Im Dunkeln legte sie ihren Kopf auf seine Brust.
Nach einem Moment der Stille fragte sie leise:
„Meinst du, deine Mutter merkt, dass eins fehlt?“
Jannik brummte ratlos.
„Mmm… Dann muss sie sich immer noch trauen, mich darauf anzusprechen.“
Vivien atmete leise tief durch.
„Stimmt“, murmelte sie vor sich hin und nahm seine Hand. Er spürte sie flach atmen und dämmerte mit ihr zusammen langsam weg.
Am nächsten Tag hatte Viviens Vater zu Mittag eine Nudelsuppe gekocht, die sie gerade alle zusammen gegessen hatten. Vor Janniks anschließender Rückfahrt nach Hamburg bestand Vivien darauf, noch schnell mit ihm gemeinsam ihr Zimmer in Ordnung zu bringen. Sie waren schnell damit fertig und jetzt hielt er inmitten des aufgeräumten Zimmers sein in Tränen aufgelöstes blondes Mädchen fest im Arm und hatte Mühe, sie zu trösten, weil ihm selbst kaum weniger zum Heulen zumute war.
„Wir sehen uns so schnell wie möglich wieder“, versprach er ihr und küsste sie auf die Wange.
„Ich will nicht, dass du gehst“, schluchzte sie.
Er strich ihr zärtlich durch die langen Haare.
„Ich will auch nicht gehen.“
„Dann bleib hier!“
„Ich schätze, das gäbe mindestens Probleme mit der Schule und wahrscheinlich auch mit meiner Mutter.“
„Sagst du ihr das mit uns eigentlich?“
Jannik legte seine Hände auf ihre Wangen.
„Sagst du es denn deinem Vater?“
„Wahrscheinlich muss ich das. Ich breche doch eh gleich zusammen, wenn ihr abfahrt.“
Er zog sie an sich und küsste sie.
Nach dem Kuss sah er sie mit einem warmen Lächeln an.
„Dann machen wir es zusammen. Jetzt. Wir verstehen uns gut, das war doch, was sie wollten.“
Er hielt ihr seine Hand hin. „Komm!“
Mit einem bitteren Lächeln legte sie ihre Hand hinein. Als sie das Zimmer als Paar verließen, waren ihre Tränen für den Moment getrocknet.
Keine Kommentare vorhanden