Fitchers Vögelei
Es zogen einmal drei Brüder von der Stadt fort, weil sie keine Arbeit als Schuhmacher gefunden hatten, denn das war ihr Handwerk. Sie packten Leisten, Ahle, Zange und Wetzstein auf einen Esel und wanderten damit durch Wälder und Täler, bis sie ein Dorf fanden, wo man ihrer bedurfte. Dort siedelten sie sich an und bauten eine kleine Werkstatt. Es lebten aber nur Greise, Weiber und Kinder in dem Dorf, und außer den drei Brüdern war kein wackerer Bursche zu sehen.
Nachdem die drei Schuhmacher sich eingelebt hatten, fragten sie die alten Leute nach dem Grunde dafür. Zuerst wollte keiner etwas sagen, doch auf Drängen des Jüngsten sprach ein besonders alter Greis:»Die Männer, die einst in unserem Dorfe lebten, hat allesamt der Fitcher geholt. Das ist ein seltsamer Kauz, der tief in den Wäldern wohnt, keiner weiß genau den Ort. Einmal im Jahr kommt er zu uns, spricht mit einem jungen Mann und lädt ihn zu sich ein.
Ich kenne seine Versprechen nicht, doch sie müssen sehr verlockend sein, denn jeder folgte ihm ohne Widerspruch. Kein Dorfbewohner ist je vom Fitcher zurückgekehrt. «Ein Weib, das bei ihm saß und wahrscheinlich seine Frau war, mischte sich ein. »Du kennst seine Versprechen nicht, doch ich horchte einst heimlich hinterm Haselstrauch. Der Fitcher hat vielerlei seltene Vögel bei sich, die will er den Ausgewählten zeigen. Von Gold und Silber müssen sie wohl sein, sonst folgten unsere Männer ihm nicht so bereitwillig.
«»Vergesst nicht, das Seltsamste zu erzählen«, fügte ein junges Mädchen hinzu. »Sooft nämlich ein Mann aus unserem Dorf verschwindet, findet später im tiefen Walde, wo der Fitcher wohnen muss, ein Fest statt, zu dem keiner von uns geladen ist. Aber wundersame Gestalten, umhüllt von Hirschfellen und Wolfspelzen, steigen durchs Unterholz und ziehen in seine Richtung. Immer juchzen sie ›Auf zu Fitchers Vögelei!‹ Keiner von uns kann diese Sache deuten. «»Kommt aber der Fitcher in diesem Jahr wieder, so hütet euch, mit ihm zu gehen oder auch nur zu sprechen«, mahnten das junge Mädchen, das alte Weib und der Greis zugleich und hoben warnend ihre Finger.
Die Brüder dankten für die Auskunft und gingen, da es bereits Abend war, zu ihrer Schuhmacherwerkstatt und legten sich in die Betten. Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht über die Geschichte vom Fitcher. Den Ältesten wunderte, wie unbedarft die Dorfbewohner waren. Sie folgten dem Fitcher nie zu seiner Behausung, stellten ihn nie zur Rede, und dennoch gingen immer wieder die Männer mit ihm fort. »Hinzu kommt«, sagte er nachdenklich, »dass sich keiner von ihnen an den Worten ›Fitchers Vögelei‹ stört.
Können damit nur die gefiederten Freunde gemeint sein, die er gefangen hält? Ich kenne das Vögelwort in ganz anderen Zusammenhängen. Mir scheint daher, als locke jener Fitcher die Männer zu sich, um mit ihnen in wollüstigen Freuden zu schwelgen. Seine Vögel sind der Vorwand, seine Vögelei aber das Ausleben unzüchtiger Sehnsüchte. «»Das habe ich auch gedacht, wie ich die Geschichte hörte«, stimmte der mittlere Bruder zu. »Aber der Fitcher muss ein Hexenmeister sein, wenn er wahrhaftig alle Burschen zu sich locken kann.
Das ganze Dorf kann ja nicht nur aus Freunden der Männerliebe bestanden haben!«Der Jüngste sagte nichts und darum stellten sie das Gespräch ein, um zu schlafen. Doch noch lange lag jeder für sich wach und tat kein Auge zu. Der Älteste neidete dem Fitcher seine Macht über andere Männer, der Mittlere dagegen wollte vieles dafür geben, einer solchen Vögelei beizuwohnen. Der Jüngste indes wünschte sich, dass all die verschollenen Burschen zurückkehrten, damit er unter ihnen den einen oder anderen hübschen Kameraden fände.
Als sie endlich einschliefen, bescherten ihre Gedanken ihnen allerlei aufregende Träume, und sie hatten am nächsten Morgen Mühe, ihre aufgerichteten Prengel voreinander zu verbergen. Keiner der Brüder wusste nämlich, dass sie alle drei die gleiche Neigung zur Männerliebe teilten, denn sie hatten einst geschworen, sich niemals in die Angelegenheiten der anderen zu mischen. Nur auf diese Weise, so glaubten sie, könne man zu dritt friedlich unter einem Dache wohnen. Wenige Tage später kam ein großer Mann zur Schuhmacherwerkstatt.
Er hatte kurz geschorenes, graues Haar, ein strenges Gesicht mit schmalen Lippen und eine Kiepe auf seinen breiten Schultern, aus der es wundersam gurrte. Er klopfte an die Türe und der älteste Bruder machte auf. Als er in die hellblauen Augen des fremden Mannes sah, ließ er Hammer und Zwicknagel fallen, denn er ward von einem Zauber befallen. Der Mann war jedoch niemand anderes als Fitcher, und er verstand sich wahrhaftig auf die Hexenkunst.
»Guter Schuhmacher, ich habe ein Vögelchen für dich«, sprach er und entnahm seiner Kiepe eine Taube, die ein Zettelchen um den Hals trug. »Dieses Brieftäubchen will zu dir, doch war der Weg für seine kleinen Flügelchen zu weit und beschwerlich, weshalb ich es trug. Schau nur auf seine Nachricht!«Der älteste Bruder konnte nicht anders, nahm das Zettelchen von der Taube und entfaltete es. Es waren darauf aber keine Worte zu lesen, sondern ein unanständiger Schattenriss zweier Burschen, die miteinander aufs Eindeutigste hantierten.
Dem Fitcher gefiel die Wirkung, die das Zettelchen auf den Betrachter hatte, und er sagte:»In meiner Kiepe sind noch mehr solcher Kunstwerke. Schau nur hinein!«Der Schuhmacher gehorchte. Sobald er aber die Kiepe berührte, musste er hineinspringen; das kam von Fitchers Hexenkunst. Darauf eilte der Bösewicht mit starken Schritten fort und trug den verzauberten Bruder in den finsteren Wald. Sein Brieftäubchen, mit dem er den Burschen gelockt hatte, flog über ihre Köpfe hinweg. Unterwegs fragte Fitcher immer wieder:»Mein Täubchen durch die Lüfte schnellt,ihr Briefchen dir so gut gefällt,süß Liebster, reut’s dich auch nicht?«Und der Schuhmacher antwortete:»Nein, warum sollte es mich reuen? Ich fühle mich bei Euch wohlbewahrt.
«Da wusste Fitcher, dass sein Zauber noch wirkte. Als der Wald immer finsterer wurde, fragte der Bursche in der Kiepe, ob sie bald da wären. »Ja«, sagte der Hexenmeister. »Siehst du das Licht dort in der Ferne? Das ist mein Schloss. «Und wie sie an das Schloss kamen, durfte der Schuhmacher aus der Kiepe steigen und staunte, denn inmitten der Finsternis erstrahlte ein großes Schloss und war ganz und gar blau: Die Dächer waren mit himmelblauen Schindeln belegt, die Mauersteine kobaltfarben gestrichen und die großen Zimmerwände waren mit azurnen Tapeten geschmückt, auf denen fleißige Hände mit weißer Farbe verschnörkelte Muster gemalt hatten.
Trat man näher an die Tapete heran, so konnte man kleine Bilder in den Mustern erkennen, die anzügliche Dinge zeigten: Burschen, die nackend miteinander balgten, schlafende Männer mit aufgerichtetem Prengel und dergleichen mehr. »Wie du siehst, bin ich ein großer Freund wollüstiger Kunst, und Schattenrisse und Zeichnungen von schönen Männern sind längst nicht alles, was du in meinem Schloss bestaunen kannst«, sprach Fitcher und führte den Schuhmacher ins Badezimmer. Dort war alles aus edelstem Porzellan, und selbst das schimmerte in verschiedensten Blautönen.
Am meisten staunte der älteste Bruder aber über die Formen: Der Wasserhahn war wie sein eigener Prengel gestaltet, die Wanne schmückten zwei starke Porzellanmänner an Kopf- und Fußende, während in der Mitte ein weiterer aufgerichteter Prengel emporragte, auf den man sich beim Bade wohl setzen sollte. An der Wand konnten Kleider und Tücher an kräftige Keramikarme gehängt werden. Selbst der Abort hatte die Form eines sitzenden Mannes, der einen auf seinen Porzellanschoß einzuladen schien.
»Wenn es dir bei mir gefällt, kann all dies dein Eigen sein«, sagte Fitcher, und der Schuhmacher war derart vom Zauber des Schlosses gefesselt, dass er gern einwilligte. »So will ich meine Schlüssel mit dir teilen und dich in deinem neuen Zuhause herumführen«, sprach der Hexenmeister und zeigte dem Burschen noch viele Kammern und Zimmer voller Schönheit und Anzüglichkeit. Nur eine Kammer ließen sie aus. Bevor aber der Schuhmacher fragen konnte, was sich dahinter verberge, stieg Fitcher mit ihm auf den hohen Turm.
Dort gurrten und flatterten unzählige Tauben und der Hexenmeister erzählte, wie er sie mit Briefchen zu all seinen Freunden schickte und sie doch allein den Weg zurückfanden. »Auf diese Weise lade ich hin und wieder meine Freunde ein«, sagte er. »Auch sie ergötzen sich gern an künstlerischen Werken der wollüstigen Art, und haben sie sich sattgesehen, veranstalten wir ein Fest, das wir die Vögelei nennen. Kannst du dir denken, was da geschieht?«Der Schuhmacher konnte sich sehr wohl vorstellen, wie jene Vögelei zugehen würde.
»Ihr Männer berührt euch gegenseitig auf dieselbe Art, wie es die Burschen auf der Tapete tun, und eure Mittelstücke erhalten dabei gewiss die größte Zuwendung. Oh, wie gern würde ich erleben, wie Eure frechen Kunstwerke auf andere Burschen wirken!«Fitcher freute, was sein Gast sprach, und fragte:»Willst du beim nächsten Mal mein Ehrengast sein?«Da nickte der Schuhmacher heftig, denn bereits der Gedanke an die Vögelei füllte seinen Prengel mit heißem Blut. Fitcher aber hob warnend den Finger und sprach:»Höre mich an, süß Liebster! Du darfst dich im Schlosse umsehen und alles tun, was dir beliebt.
All meine Briefchen kannst du beschauen, auf denen du noch verdorbenere Schattenrisse finden kannst als jenen, den ich dir schenkte. Doch eines verbiete ich dir, um dich auf die Probe zu stellen. Neben deinem Nachtlager findest du ein Spekulum, das ein Doktor mir schenkte. Es ist ein Spreizer in Form eines Entenschnabels – geeignet, die Pobacken Stück um Stück auseinander zu spreizen und die kleine Hinterpforte weiter und weiter zu dehnen, auf dass sie vorbereitet ist, kolbendicke und keulenlange Mittelstücke zu empfangen, prächtig wie der meine!«Fitcher öffnete bei diesen Worten den Mantel und der Schuhmacher erschrak, als er dessen übergroßen Prengel erblickte.
»Auf unserem Vögeleifeste wirst du das Meinige zu spüren kriegen, weil dies Geschenk der Wertschätzung nur dem Ehrengast zuteilwerden darf. Doch verbiete ich dir, dich mithilfe des Spekulums darauf vorzubereiten; das würde meine Freude an dem Fest erheblich schmälern. «Der Schuhmacher versprach’s und Fitcher schloss seinen Mantel. Nachts aber wälzte sich der Bursche in seinem Nachtlager und betastete immer aufs Neue seine zarte Pforte zwischen den Pobacken. ›Soll dort der Riesenprengel ohne Vorwarnung hineingestoßen werden? Will der Fitcher mein Innerstes zerreißen und mich mit Schmerzen quälen?‹, fragte er sich besorgt und erkannte, dass dies nicht seinen Vorstellungen einer fröhlichen Vögelei entsprach.
Er zündete also eine Kerze an und besah sich das Spekulum. Tatsächlich war es wie ein Entenschnabel geformt, und drückte man den Hebel, spreizten sich die zwei Hälften auseinander. ›Schiebe ich mir dieses Gerät hinten rein und lass es meine Pforte Stück um Stück dehnen, wird mich der Prengel des Fitchers nicht mehr schmerzen‹, dachte sich der Bursche, ›und woher sollte man auch merken, ob dieser Spreizer benutzt worden ist?‹Mit solcherlei Gedanken im Kopf warf er die Decke über den Kopf und versuchte sich heimlich an dem fremdartigen Gerät.
Zunächst führte er einen Finger ein, den er vorher ausgiebig mit Speichel genässt hatte. Es war nur ein kurzer Schmerz, aber sobald er ihn in sich spürte und die inneren Wände damit streichelte, ging es ihm wieder gut. Dann griff er zum Spreizer und schob ihn langsam und gefühlvoll in sich hinein. Der Bursche musste sich bemühen, denn das Gerät hatte, wie er fand, bereits im geschlossenen Zustand gewaltige Ausmaße. »Entspanne dich und bleibe ruhig«, befahl der Schuhmacher sich selbst und über eine kleine Zeit gewöhnte er sich an das Gerät; er vergaß auch nicht, nebenher seinen Prengel zu streicheln.
Als das Spekulum nun vollends eingeführt war, öffnete der Bursche mit den beiden Halbschalen die Pforte. Ganz langsam drückte er den Griff und seine Pobacken weiteten sich, sodass er erst meinte, es müsse ihn zerreißen. Doch der Gedanke an Fitchers Vögelei siegte über das unangenehme Gefühl und er spreizte weiter, behutsam Stück um Stück, bis er spürte, dass ihm das Gerät eine fremdartige Zufriedenheit brachte, die sich immer mehr in ihm ausdehnte. Der aufrechte Stand seines Prengels bestätigte dies, und mit geweiteter Pforte streichelten seine Hände immer flinker über die empfindlichen Stellen, bis die ansteigende Zufriedenheit sich in ein prickelndes Glücksgefühl wandelte.
Erleichtert darüber, nun auf das Geschenk für den Ehrengast vorbereitet zu sein, schlief er unter seiner feuchten Decke ein. Am nächsten Morgen aber wurde er unsanft vom Fitcher geweckt, der ihn in die Seite stieß, sodass er vom Nachtlager rutschte. »Du hast bereits in der ersten Nacht die Probe nicht bestanden«, brüllte der Bösewicht. »Glaubtest wohl, ich merke nicht, dass du das Spekulum in dir hattest? Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zu meinen anderen Vögeln zu sperren, denn du verdienst es nicht, Fitchers Ehrengast zu sein!«Damit packte er den Schuhmacher beim Kragen und schleppte ihn in den Schlosskeller.
Sie hielten vor eben jener Kammer, die der Bursche einzig nie betreten hatte, und als sich die Tür öffnete, weiteten sich seine Augen vor Schrecken und Angst. Derweil wunderten sich die beiden anderen Brüder in ihrer Werkstatt, warum der Älteste so lange ausbliebe. Gedanken an den Fitcher verwarfen sie, weil sie glaubten, ihr Bruder könne nach der Warnung des Greises keineswegs so dumm gewesen und jenem Bösewicht gefolgt sein. Nach drei Tagen hörten sie einen Tumult im Wald und sahen wunderliche Gestalten, Wölfen oder Hirschen nicht unähnlich, durchs Unterholz stapfen.
Sie erinnerten sich an die Worte der Dorfleute und dachten an den verschwundenen Bruder und ob er vielleicht unter diesen Gestalten wäre? Es traute sich aber keiner von beiden hinaus, um sich dem Zuge anzuschließen. Am achten Tag nach dem Weggang des Ältesten aber klopfte es an der Tür und diesmal machte der mittlere Bruder auf. Wieder war es Fitcher, der vor der Werkstatt stand und sprach:»Schuhmacher, ich habe ein Vögelchen für dich!«Er entnahm seiner Kiepe eine Taube, die ein Zettelchen um den Hals trug.
Der mittlere Bruder schaute auf die Nachricht, und auch diesmal waren keine Worte drauf zu lesen. Stattdessen klebte fein säuberlich ein unanständiger Scherenschnitt darauf, der zwei Burschen zeigte, deren Zungen und Prengel sich berührten. Das Kunstwerk verfehlte seine Wirkung nicht, was dem Fitcher gefiel, und er sagte:»In meiner Kiepe sind viele solcher Kunstwerke. Schau nur hinein!«Der zweite Schuhmacher gehorchte; wie er aber die Kiepe berührte, musste er – wie vormals sein Bruder – hineinspringen und konnte nicht mehr heraus.
Daraufhin eilte der Bösewicht fort auf sein Schloss, wo alles genauso ging wie zuvor: Der Bursche dachte nicht mehr an seine Brüder, sondern ließ sich von all den Zeichnungen und Porzellanfiguren verzaubern. Er willigte bedenkenlos in Fitchers Probe ein und besann sich erst, als er nachts auf dem Nachtlager ruhte. Er hatte sich zwar schon das eine oder andere Mal kleine Kolben oder dünne Keulen eingeführt und kannte sowohl die Schmerzen als auch die Freuden, die solcherlei Handeln mit sich brachte.
Der riesige Prengel des Fitchers, dessen er auf dem Turme ansichtig geworden war, machte ihm dennoch Sorge, und allzu verlockend war das Spekulum neben ihm, das ihm behutsame Dehnung und gefühlvolle Spreizung versprach. »Fitcher kann und wird nicht erkennen, wenn ich mich mithilfe des Geräts auf sein Ehrengeschenk vorbereite«, sprach der mittlere Bruder schließlich und griff nach dem Spekulum. Er schob es in seine Pforte und begann, sie anschließend zu weiten. Dabei stöhnte er, aber nicht vor Schmerz.
»Will sehen, wie weit ich mich dehnen kann«, ermutigte er sich. Zwar hatte er Mühe, den Spreizer in sich vollends zu verkraften, aber alles in allem empfand er ihn als angenehm. Er fühlte sich nunmehr offen und bereit für das, womit Fitcher ihn bald ausfüllen wollte. Am folgenden Morgen aber wurde er genauso unsanft vom Nachtlager gestoßen wie sein älterer Bruder. Fitcher hatte den Betrug erkannt und sperrte auch ihn in jene Kammer, die er seinem Gast vorher nie gezeigt hatte.
Der jüngste Bruder wartete daheim vergebens auf die Rückkehr und drei Tage später stellte er fest, dass erneut wunderliche Wesen durch den Wald streunten. Da er aber klug und listig war, erkannte er, dass es zwischen dem Verschwinden seiner Brüder und den Gestalten im Unterholz eine Verknüpfung geben musste, hinter welcher Fitcher steckte. Deshalb wunderte es ihn nicht, als nach acht Tagen nach des zweiten Bruders Verschwinden der große graue Mann mit der Kiepe auf den breiten Schultern an die Werkstatttüre klopfte.
Der junge Schuhmacher wollte herausfinden, was mit seinen Brüdern geschehen war, und ließ sich erst gar nicht lang vom Fitcher bitten. Ohne das Zettelchen von der Taube zu nehmen, stieg er bereitwillig in die Kiepe und trieb den Hexenmeister an, in den Wald zu laufen. Der Bösewicht dachte sich nichts dabei; er hielt den Burschen lediglich für besonders willens und freute sich, dass jener womöglich die Probe bestehen könne. Als er ihn auf dem Schlosse zum Ehrengast ernannt hatte und ihm die Probe schilderte, wusste der jüngste Bruder gleich, wie es seinen Brüdern ergangen sein musste.
Des Nachts besah er sich das Spekulum bei Kerzenschein und stellte fest, dass es blitzblank war und gänzlich unbenutzt ausschaute. »Und doch glaube ich, dass meine Brüder der Versuchung nicht widerstehen konnten«, meinte er zu sich, »denn das Mittelstück unter Fitchers Mantel ist wahrhaftig derart gewaltig in seiner Länge und enorm in seiner Dicke, dass jedem Manne mit enger Pforte der kalte Angstschweiß durch die Pobacken rinnen muss!«Woran hatte Fitcher aber erkennen können, dass seine Brüder die Probe nicht bestanden hatten? Dem Jüngsten fielen die Arbeiten in der Werkstatt ein und er erinnerte sich, wie der Älteste stets das Messen und Hämmern übernommen, der Zweite zugeschnitten und genäht und er selbst das Ausputzen und Schrappen ausgeführt hatte.
Daher kam ihm eine Ahnung, wie alles gekommen war, und er fasste Mut, den Spreizer ebenfalls zu verwenden, jedoch ohne dass der Hexenmeister es merken würde. Der jüngste Schuhmacher begab sich also ins Nachtlager, streifte den Bezug von der Decke und wickelte das Spekulum darin ein. Danach hockte er sich hin und führte das Gerät samt des Bezugs zwischen seine Pobacken, geradewegs zur engen Pforte. Er schob es vorsichtig hinein und spreizte das Spekulum erst nur kurz, dann etwas mehr und schließlich immer wieder, bis es ihn weit dehnte.
Dabei schob er das Gerät jedoch nicht nur langsam vor, sondern auch immer wieder zurück. Auf diese Weise empfing er das Spekulum stets aufs Neue, wie auch Fitcher seinen Prengel stets aufs Neue in ihn stoßen würde. Nur tat der junge Schuhmacher das Ganze langsam und gefühlvoll, und eine Hand hatte er immer an seinem Prengel, wo er fortwährend streichelte. Am Ende seines Tuns achtete er darauf, den Bezug vom Spekulum zu entfernen und es blitzblank neben sich zu stellen.
Den Bezug wendete er, bevor er ihn zurück über die Decke stülpte, und endlich schlief er ein. Am nächsten Morgen fand der Hexenmeister das Spekulum neben dem Gast und konnte daran keine Spur von Schmutz entdecken. Daher glaubte er, es sei unbenutzt und der junge Schuhmacher hätte die Probe bestanden. Freudig rief er aus:»Jetzt kann ich auf den Turm, süß Liebster, und die Brieftäubchen an meine Freunde senden. Die Vögelei soll in drei Tagen stattfinden, und es wird ein besonderes Fest, denn du bist der Erste, der sich eines Ehrengastes für würdig erwies!«Den jungen Schuhmacher freute es, den Hexenmeister überlistet zu haben.
Während jener nun auf dem Turm beschäftigt war, nutzte er die Gelegenheit und ging mit den Schlüsseln zu eben jener Kammer, die Fitcher bisher vor all seinen Gästen verheimlicht hatte. Er öffnete sie und ach, was erblickte er! Seine beiden Brüder saßen nackt in engen eisernen Vogelbauern, die von der Decke hingen, und neben ihnen hingen noch weitere Käfige mit anderen gefangenen Burschen. Als sie ihren jüngsten Bruder erblickten, jubelten die beiden Schuhmacher und fragten ihn aus, wie er die Probe bestanden und ob er den Fitcher besiegt habe.
Der Jüngste befreite sie aus ihren Käfigen, und während sie matt und schwach herunterkletterten, erzählte er:»Ich habe den Bösewicht noch nicht besiegt, deshalb ist nach wie vor Vorsicht geboten. Auch die Probe habe ich nicht bestanden, sondern Fitcher lediglich überlistet. Wisst ihr denn nicht, dass alles, was man sich einführt, nach gestilltem Verlangen von allen Spuren gereinigt werden muss? Daheim hab immer nur ich die Stiefel schrappen müssen, deswegen habt ihr das in eurer Nachlässigkeit nicht bedacht.
Ich hingegen nahm einen Schutz, bevor ich den Spreizer in mich drückte. «»Und auf diese Weise konnte Fitcher keine Spuren erkennen«, schlussfolgerte sein mittlerer Bruder. »Doch was machen wir nun?«Die anderen Burschen waren derweil ebenfalls aus ihren Vogelbauern befreit worden und wollten hinausstürmen, um den Hexenmeister zu ergreifen. Der jüngste Schuhmacher aber riet davon ab. »Ihr wollt nackt und waffenlos mit dem Unhold kämpfen, der jeden von euch gleich aufs Neue verzaubern kann? Nein, wir müssen mit List vorgehen.
Meine Brüder sollen fliehen und werden mit Verstärkung zurückkehren. Ihr aber bleibt zunächst in dieser Kammer. «»Das wollen wir nicht«, widersprach einer der Burschen. »Alle zwölf Tage lädt der Fitcher seine Freunde zu sich, die in diese Kammer treten und sich an uns austoben, während wir wehrlos in den Käfigen verharren. Der Hexenmeister steht daneben und lacht dabei. Nicht noch einmal wollen wir das erleben!«Der jüngste Schuhmacher verstand die Burschen gut, aber er weihte sie in seinen Plan ein und konnte sie schließlich überzeugen, noch eine Zeit in der Kammer auszuhalten.
»Ich selbst werde euch mit Speis und Trank versorgen, damit ihr zu Kräften kommt«, versprach er, »die werdet ihr nämlich brauchen!«Er verließ mit seinen Brüdern die Kammer und führte sie in den Schlosshof, wo er sie in Fitchers Kiepe klettern ließ. Danach nahm er Heu aus dem Stall und bedeckte sie damit, bis man sie nicht mehr erkennen konnte. Erst jetzt stieg Fitcher von seinem Turm und rief dem jungen Schuhmacher zu:»Alle Täubchen habe ich ausgesandt.
Doch was willst du mit der Kiepe und dem Heu, süß Liebster?«»Ich bitte dich«, antwortete er, »du sollst morgen diese Kiepe Heu meinem Esel bringen, denn er steht allein im Stall und hat niemanden, der ihn versorgt. Solange er hungert, hab ich aber keine Ruh und bin zu schwach, das Heu selbst auf meinem Rücken hinzutragen. Trage du also die Kiepe fort! Aber dass du mir unterwegs nicht stehenbleibst und ruhst, ich schaue durch mein Fensterlein und habe acht.
«Der Hexenmeister hob am nächsten Tag die Kiepe auf seinen Rücken und ging damit fort. Sie drückte ihn aber so schwer, dass ihm der Schweiß über das Angesicht lief. Da setzte er sich nieder und wollte ein wenig ruhen, aber gleich rief einer der Brüder im Heu:»Ich schaue durch mein Fensterlein und sehe, dass du ruhst! Willst du gleich weiter!«Fitcher meinte, sein Ehrengast riefe ihm das zu und machte sich wieder auf. Nochmals wollte er sich setzen, aber es rief gleich wieder:»Ich schaue durch mein Fensterlein und sehe, dass du ruhst! Willst du gleich weiter!«Und so oft er stillstand, rief einer der Brüder, und da musste er eilen, bis er endlich ächzend und vollends außer Atem die Kiepe mit dem Heu und den beiden Burschen ins Ställchen neben ihrer Werkstatt brachte.
Dort kippte er ermattet um und war vor Anstrengung gleich eingeschlafen. Die Brüder nutzten dies aus, kletterten aus der Kiepe und schlichen in ihr Haus, wo sie sich ankleideten und berieten. »Einen halben Tag hat Fitcher gebraucht, uns herzubringen«, sagte der Älteste, »er ist nun so matt, dass er bis zum Morgen schlafen wird. Einen halben Tag braucht er, um zurückzukehren. Das gibt uns Zeit, die Dorfleute um Verstärkung zu bitten. Kleider für die anderen Gefangenen und viele Waffen sollen sie uns geben und damit folgen wir dem Hexenmeister zurück auf sein Schloss.
«Die Greise, Weiber und jungen Mädchen gaben den beiden Schuhmachern gern, was sie verlangten, wenn sie dafür nur ihre Männer wiederbekommen sollten. Jene hatte der jüngste Bruder unterdessen aus der Kammer befreit und mit folgenden Worten in den Wald geschickt:»Haltet euch im Dickicht verborgen, bis der Fitcher und seine Freunde eintreffen. Bis dahin werden meine Brüder euch Kleidung und Waffen verschafft haben. Ich will derweil dafür sorgen, dass keiner der Bösewichte Verdacht schöpft. «Er nahm einen Besen und einen runden Käse, der für das Fest gedacht war, und stieg damit auf den Turm.
Zum Westfenster ließ er den Besenstiel herausschauen, den Käse stellte er ins Ostfenster. Dann sammelte er die umliegenden Taubenfedern ein und stieg wieder hinab in den Hof. Dort rührte er frischen Gips an, schmierte sich damit von oben bis unten ein und wälzte sich in den Federn, sodass sie an ihm haften blieben. Nun konnte kein Mensch mehr den Schuhmacher erkennen. Indessen war aber der dritte Tag angebrochen, an dem die Vögelei stattfinden sollte.
Der Schuhmacher verließ das blaue Schloss und ging durch den Wald, wo er auf viele Festgäste traf, die sich mit Wolfspelzen und Hirschfellen bekleidet hatten, um Neugierige zu verschrecken und sich zu tarnen. Wie sie die gefiederte Gestalt sahen, glaubten sie, es sei eine besonders große Brieftaube, und fragten:»Du Fitchers Vogel, wo kommst du her?«»Ich komme von Fitchers Schlosse her. «»Was macht der Ehrengast denn dort?«»Vom Turm aus schaut er von Ort zu Ort.
«Da blickten die Festgäste zum Turm und glaubten, der Besenstiel sei der aufrechte Prengel des Ehrengastes. »Der ist ja noch prächtiger als Fitchers Mittelstück«, staunten jene in den Wolfspelzen. Den Käse aber hielten sie für den weichen Po. »Der wird heute noch Fitchers Geschenk empfangen«, frohlockten jene in den Hirschfellen. Sie zogen weiter zum Schlosse, der junge Schuhmacher aber lief in die entgegengesetzte Richtung. Endlich begegnete ihm der Hexenmeister selbst, der nur langsam zurückwanderte, so geschwächt war er noch von der Hetze des Vortages.
Er wunderte sich über die Gestalt, doch bevor er etwas fragen oder sagen konnte, sprangen die zwei älteren Brüder hinter den Büschen hervor, warfen Stricke um den Bösewicht und fesselten ihn, bis er sich nicht mehr bewegen konnte. Über seine hellblauen Augen warfen sie ein Tuch, und so konnte er sie nicht von Neuem verzaubern. Die Festgäste waren inzwischen im blauen Schlosse angelangt und standen ratlos im Hof, wunderten sie sich doch, wo der Hausherr und sein Ehrengast steckten.
Da wurden sie mit Rufen in den Schlosskeller gelockt, betraten die Kammer mit den Vogelbauern und erkannten zu spät, dass dies eine Falle war. Die Burschen des Dorfes, längst mit Kleidern und Waffen versorgt, überwältigten das Gesindel und sperrten allesamt in die Käfige. »Nun sollt ihr für eure Untaten büßen«, sprach einer der Männer, öffnete seine Gewänder und suchte jenen Gefangenen, der ihn beim letzten Feste zugesetzt hatte, obwohl er wehrlos im Käfig hocken musste.
»Wie ich mich damals fühlte, sollst du dich heute fühlen«, verkündete der Mann, riss dem Unhold den Wolfspelz ab und stieß mit seinem Prengel erbarmungslos zu. Einige Burschen taten es ihm nach, vornehmlich jene, die trotz all der Schande ihre Freude an der Männerliebe nicht verloren hatten. Andere waren nur durch die Zauberkunst des Bösewichts in das blaue Schloss geraten und hatten nun keinen Sinn mehr für derartiges Tun. Sie standen abseits, sahen zu und feuerten mitunter den einen oder anderen ihrer Kameraden an, denn ihr Rachedurst sollte dennoch gestillt werden.
Im Hofe aber bestraften die drei Brüder den Hexenmeister auf ganz besondere Weise. Sie schnürten die Fesseln eng genug, dass das Blut in Fitchers prächtigen Prengel schoss und dort verblieb. Sobald der sich aufrichtete, nahmen sie weichen Ton, schmierten den Riesenprengel damit ein und brannten das Gebilde hernach solange über dem Feuer, bis es erhärtete. Der Jüngste rührte derweil neues Gips an und füllte jenes in die Tonform. Nachdem es hart geworden war, schlugen sie den Ton ab und hatten somit einen Abdruck von Fitchers Prengel gefertigt, der in Form und Größe dem echten glich.
Die zwei älteren Brüder packten Fitcher bei den Armen und stellten ihn auf, der jüngste hingegen hockte sich hinter ihn. »Die Ehre, die du uns erweisen wolltest, soll nun dir zuteilwerden«, sprachen sie und der künstliche Prengel wurde ohne weitere Vorwarnung in die enge Pforte des Hexenmeisters geschoben. Der jaulte vor Schmerz auf und wimmerte. Seine Zauberkraft nahm mit jedem Stoße ab, bis sie gänzlich versiegte. Seine Schreie aber lockten alle Männer und Burschen aus dem Schlosskeller, und wie sie des Bösewichts gefesselt und mit gedehnter Pforte ansichtig wurden, fielen sie über ihn her und tobten sich in ihm aus, bis er sein Wimmern endlich aufgab und zunehmend Gefallen an dem Tun fand.
Das Vögeleifest war nun völlig anders ausgefallen, als der Hausherr und sein geladenes Gesindel es sich vorgestellt hatten. Doch weil immer mehr von ihnen die neue Weise der Wollust als angenehm empfanden und niemand mehr Angst vor Fitchers Zauberkraft haben musste, stellte sich Zufriedenheit ein. Einige Männer verabschiedeten sich, um zu ihren Frauen und Mädchen zurückzukehren, andere blieben und befreiten nach und nach Fitchers Freunde aus den Käfigen. Was dann auf dem Hof geschah, bescherte allen ein prickelndes Glück, und später, als die Fesseln längst gelöst waren, sorgte Fitcher selbst dafür, dass fortan jeder Haushalt in der Umgebung ein Spekulum erhielt, mit welchem das Spreizen geübt und angewandt werden konnte, sooft es den Leuten beliebte.
Der jüngste Schuhmacher verzieh dem ehemaligen Hexenmeister im Übrigen seine Schandtaten und blieb mit dem Segen seiner Brüder im blauen Schlosse. Noch oft luden er und Fitcher ihre Freunde zu einer Vögelei ein, doch die Bauer und Käfige gebrauchte niemand mehr dabei. entnommen aus „Vierzig schwüle Nächte“ von X. L. Cocker, ISBN: 978-3-752961-84-3.
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